Drei Wochen Go in Korea und den USA

Hinter uns liegen 3 Go-ereignisreiche Wochen, zwei in Korea und eine zum US Go-Kongress in Colorado Springs.

Angeregt von Daniela Trinks, die derzeit ein MSc Studium an dem Baduk Department der Myongji University in Yongin/Sued Korea belegt,wurde Oliver Wolf vom DGoB fuer ein U12 Turnier in Seoul nominiert, dem "10th Korea Life Insurance Cup Children Baduk Championship" welches am 28. Juli stattfand. Vielen Dank an Michael Marz fuer die Nominierung!

Die Kosten fuer Reise, Unterkunft und Verpflegung fuer Oliver und einen Begleiter, in diesem Falle mich als Vater, wurden von KABA (Korean Amateur Baduk Association) uebernommen. Dies war moeglich, da das Turnier von einer Koreanischen Lebensversicherungsgesellschaft gesponsert wird. Da es unsere erste Reise nach Korea war, und die Gelegenheit sich anbot, reisten wir schon 10 Tage vorher an und verbrachten diese in Yongin, einer Stadt 90 min Busfahrt suedlich von Seoul. Oliver besuchte fuer reichlich eine Woche eine Go-Schule. Diese Go-Schule ist fuer koreanische Kinder und wird von Lee Seongkeun 8 Dan geleitet. Das Gute daran war, dass der Unterricht auf Oliver's Beduerfnisse abgestimmt wurde. Der Unterricht ging von ca 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends mit mehreren Unterbrechungen. Oliver lernte viel und hatte auch Spass mit den anderen Schuelern. Am Wochenende besuchten wir den Freizeitpark Everland (aehnlich Disneyland) und einen Wasserpark Caribian Bay, der wohl nochmal dieselbe Groesse hat. Der Besitzer des Hotels in dem wir untergebracht waren, Mr. Kim, lebte frueher mehrere Jahre in Zuerich. Er ist ein europaeischer 6 Dan, war sehr nett und spielte mehrere Spiele mit Oliver.

Ich nutzte die Gelegenheit, in der Zwischenzeit die Baduk Sektion an der Myongji Universitaet zu besuchen. Diese Sektion richtet etwa jaehrlich eine internationale Baduk-Konferenz aus, wahrscheinlich auch diesen Herbst (Termin steht noch nicht fest). Auf einer frueheren Tagung hat auch schon Robert Jasiek vorgetragen und im Tagungsband veroeffentlicht. Auch das 'Journal of Baduk Studies' wird von dieser Sektion herausgegeben. Ich berichtete ueber experimentelle Arbeiten von mir in Computer Go (lie.math.brocku.ca/twolf/papers/IEEE10.pdf, lie.math.brocku.ca/twolf/papers/IEEE09.pdf) und wurde vom Leiter der Baduk Sektion Soo-Hyun Jeong 9P zum Essen eingeladen http://cafe.daum.net/kbk05283.

Am 27. Juli ging es dann nach Seoul. Wir waren zusammen mit den anderen auslaendischen Teilnehmern des Turniers in einem kleinen aber sehr modernen Hotel untergebracht. Dies waren je ein(e) Spieler(in) von Russland, Ungarn, Frankreich, Thailand, Australien, Deutschland und je drei Spieler von Japan, China und Taiwan. Die Kinder der europaeischen Laender kannten sich schon von der Europaeischen Kinder- und Jugend-Meisterschaft in Sibiu/Rumaenien Maerz diesen Jahres. Die Spielstaerken der Teilnehmer von Ungarn, Frankreich und Thailand wurden mit 4-6 kyu angegeben, die von Russland, Australien, Deutschland als 1-2 Dan und die von Japan, China und Taiwan mit 6 Dan. Die asiatischen auslaendischen Teilnehmer waren aber wohl die besten U12 Amateur Spieler ihres Landes, zumindest weiss ich, dass die japanischen Spieler in einem landesweiten Turnier ermittelt wurden.

Am Turnier nahmen insgesamt 288 Spieler teil, die nach Spielstaerke und teilweise auch nach Alter geordnet in 5 Gruppen spielten: in einer Top-Gruppe von 32 Spielerns, zu der die 9 asiatischen Auslaender gehoerten, und 4 Gruppen mit je 64 Spielern: eine Gruppe von Hoch-Dan Spieler aus Korea, eine Gruppe von Dan und Niedrig kyu Spieler zu der alle anderen Auslaender gehoerten, ausschliesslich des Spielers von Thailand, der mit 8 Jahren noch sehr jung war und in der juengsten der weiteren 2 Gruppen startete.

Die Top-Gruppe spielte 6 Runden Schweizer System, die anderen Gruppen 3 Runden Schweizer System von denen alle gewonnen werden mussten um an einem 3-Runden KO-Turnier teinehmen zu koennen. Der einzige auslaendische Teilnehmer der 3. Gruppe, der die ersten 3 Spiele gewann und ins KO-Turnier aufstieg war Stepan Popov/Russland. Er wurde 4. dieser Gruppe. Oliver gewann die ersten beiden Spiele, verlor dann aber im 3. Spiel gegen den Gruppenzweiten, gegen den Stepan auch verloren hatte. Oliver wurde 16. von 64 seiner Gruppe. Die ersten Vier jeder bekamen Preise zwischen ein paar 100 bis zu 10000 US Dollar Gutscheine fuer Go-Lehrausgaben. Wer nicht in ein Knock-Out-Turnier kam konnte simultan spielen oder der Diskussion von Partien des Turniers teilnehmen. Oliver hatte das Glueck am Simultanspiel gegen den in Korea wahrscheinlich beruehmtesten Spieler Cho Hun Hyeon teilnehmen zu koennen (siehe http://media.cyberoro.com/photo/201007/100728-21daesang.jpg ).

Berichte (in Koreanisch) und Bilder vom Turnier findet man unter
http://www.baduk.or.kr/news/homenews_view.asp?gul_no=514235&gdiv=14
http://www.baduk.or.kr/news/homenews_view.asp?gul_no=514233&gdiv=14
http://www.baduk.or.kr/news/homenews_view.asp?gul_no=514232&gdiv=14 .

Am folgenden Tag unternahmen alle auslaendischen Gaeste eine interessante Stadtrundfahrt, bei der wir unter anderem den Palast besichtigten, in dem der letzte Kaiser residierte. Die Tour endete mit einem Besuch der Koreanischen Baduk Association, von der auch Baduk TV ausgestrahlt wird. Ich moechte an dieser Stelle einen grossen Dank an Daniela Trinks aussprechen, die sich nicht nur um alle Details mit Hotel, Unterricht und wertvollen Hinweisen fuer den Aufenthalt in Korea gekuemmert hat, sondern auch um Olivers Unterricht, den Transport zur Schule und Buecher zum Lesen. Ganz herzlichen Dank auch an Danielas Partner Lee Seongkeun.

Vor dem Abflug am naechsten Tag hatten wir noch 2 Stunden Zeit am Flughafen, die mit Go-Spielen zwischen Oliver und dem australischen Jungen verbracht wurden, was beiden viel Spass machte.

In San Francisco,USA, angekommen war die Passage durch 'Immigration' so langsam, dass eine grosse Menschenmenge von ueber 500, vielleicht sogar 1000 Menschen schaetzungsweise 2 Stunden damit zubrachten, und zumindest wir und die Leute um uns herum alle ihre Anschlussfluege verpassten. Nach Umbuchung und zwei weiteren Fluegen (statt einem) und Verspaetung wegen schlechtem Wetter landeten wir dann 1 Uhr in Colorado Springs und fanden mit einem Taxi ein Hotel (die organisierte Studentenunterkunft war um diese Zeit natuerlich geschlossen).

Es war unsere erste Teilnahme an einem US Go Congress. Der Kongress war wunderbar organisiert und bot fuer jedermann etwas. Neben dem US-Open gab es Turniere fuer 9x9, 13x13, Blitz-Go, Crazy Go (ueber 10 verschiedene Variationen von Go einschliessllich 3-dimensionales Go), Die Hard (am freien Mittwoch), Paar-Go, Frauen-Go, mehrere Jugendturniere und das Mitternachtsturnier.

Man konnte sich fuer Simultanspiele 3-1 oder 6-1 mit Profipspielern einschreiben, es gab 5 interessante und unterhaltsame Lektionen von Ryo Maeda 6P und verschiedene andere Vortraege - einfach toll. Fuer Kinder und Jugendliche war ein volles Programm organisiert einschliesslich Fussball.

Zum Abschlussbankett und der Siegerehrung erhielt Oliver mehrere Preise. Er wurde Sieger des Junior Redmond Cup und Zweiter in der 2-Dan Kategorie der US Open. Sein Team wurde Jugend-Team Sieger.

Der jaehrlich ausgeschriebene Redmond Cup ist die Nordamerika Meisterschaft fuer Spieler U12 und U18 aus USA, Kanada und Mexiko http://www.usgo.org/tournaments/Redmond/ . In einem Internet-Vorausscheid werden in jeder der beiden Altersruppen je zwei Spieler ermittelt, die zum US-Go-Kongress eingeladen werden und deren Teilnahmekosten uebernommen werden (siehe http://www.usgo.org/news/category/youth-go-news/page/2/#post-16562 ). Sie spielten ein Match von 2 Gewinnspielen, maximal 3 Spiele die auch noetig waren (round1, round2,round3).

Nach dem US Go Congress und vor unserer Heimreise verbrachten wir noch einen schoenen Wandertag im "Garden of The Gods" in Colorado Springs http://www.gardenofgods.com/home/ .

Der Heimflug hatte es dann wieder in sich. Eine 10-minutige Verspaetung des Flugzeugs nach Chicago konnte zwar aufgeholt werden aber wir bekamen 45 min lang kein Gate und fast alle Passagiere verpassten damit die Anschlussfluege. Wir mussten also nochmal ein Hotel beziehen und kamen dann am naechsten Tag nach Buffalo.

Das Sammeltaxi das uns von Buffalo ueber die Grenze nach Kanada bringen sollte, hatte Probleme beim vorigen Grenzuebertritt, kam dann aber eine Stunde spaeter und brachte uns wohlbehalten nach Hause.

Den naechsten US Go Congress 2011 in Santa Barbara haben wir uns schon mal vorgemerkt (http://www.usgo.org/congresses/2011/).

Thomas Wolf
11.8.2010